Die Bäderarchitektur entwickelte sich zwischen 1890 und 1910 zeitgleich mit dem Beginn des Badetourismus an der Ostseeküste. Es handelt sich um keinen eigenen Baustil sondern um eine Mischung verschiedener Elemente. Die meist zwei- bis viergeschossigen Gebäude mit klassischem Grundriss besitzen einen Steinkern und hölzerne Anbauten wie Loggien, Veranden und Balkone. Die Farbe Weiß dominiert. Charakteristisch sind große Rundbogenfenster und eine Reihe von dekorativen Elementen, z.B. verspielte Jugendstilornamente. Nicht nur Villen, Hotels und Kurhäuser wurden in diesem Stil gebaut, sondern auch Seebrücken, Konzertpavillons und Badeanstalten.
Mit über 300 denkmalgeschützten Bauten besitzt Rügen hinter Usedom die zweitgrößte Anzahl an Bauwerken jener Epoche. Die wohl schönsten Exemplare der Rügener Bäderarchitektur befinden sich im Ostseebad Binz. Dort zeigen viele Hotels und Pensionen die typisch gegliederten Fassaden mit Erkern, Giebeln und/oder Spitztürmchen. Ein besonders gelungenes Beispiel ist das Kurhaus an der Strandpromenade, dessen Architektur an das englische Seebad Brighton erinnert.
Ebenso sehenswert ist das historische Ensemble in der Selliner Wilhelmstraße, das der gleichnamige Fürst von Putbus 1896 errichten ließ. Zwar steht das einstige Hotel „Fürst Wilhelm“ nicht mehr. Sein Nachfolger „Kurhaus Sellin“ beweist, dass Stil und Ornamentik der traditionellen Bäderarchitektur auch bei Neubauten zeitlos elegant wirken.
Bäderarchitektur in Binz
Geschichte der Binzer Bäderarchitektur per Smartphone
Binz auf Rügen macht mobil: zumindest was die Geschichte der Bäderarchitektur angeht. Denn im Ostseebad gibt es einen neuen Service für Smartphone-Besitzer.
Urlauber und Gäste können per Smartphone in die Geschichte und Geschichten der Binzer Bäderarchitektur eintauchen. An vielen der historischen Villen, die um die Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden sind, wurden Plaketten mit einem QR-Code angebracht, der mit einem Smartphone und der entsprechenden App gescannt werden kann.