Denkt man an Ralswiek, fallen den meisten von uns wohl ganz spontan die Störtebeker-Festspiele ein – oder die Naturbühne. Wir stellen deshalb einfach mal die Ortschaft Ralswiek genauer vor. Schließlich locken die Festspiele, aber auch das im Renaissancestil erbaute Schloss, Jahr für Jahr viele Besucher an den südlichsten Punkt des Großen Jasmunder Boddens.
Wo liegt eigentlich Ralswiek und wie groß ist es?
Ralswiek auf Rügen zeichnet sich durch die Lage am Großen Jasmunder Bodden aus und besteht aus wenigen idyllisch gelegenen Häusern, einem neu restaurierten Schloss sowie dem kleinen Hafen. Am Ortseingang befindet sich zudem eine kleine Kapelle aus Holz. Graf Douglas hatte die Holzkapelle 1907 in Schweden entdeckt und brachte sie nach Ralswiek. Das nicht weit entfernte Schloss bildet den Ortskern. Die umgebende Parkanlage wurde zu einem Landschaftspark umgestaltet und zeigt seltene Bäume, Sträucher und andere bedeutsame Holzgewächse der Dendrologie.
Im Hafen von Ralswiek, kein Binnenhafen vielmehr eine kleine Marina, liegen Segelboote. Die Naturbühne, mit direktem Blick auf den Bodden, kann mit Booten vom Hafen aus angefahren werden. Hier am Hafen gibt es ein Café und mitunter feinen Räucherfisch direkt vom Kutter.
Geschichtliches – Ralswieker Schätze, Wracks und Handelsverbindungen
Das heutige Ralswiek war neben der Tempelburg (Arkona) im Norden und Charenza (Graz) im Süden eine der drei bedeutendsten Siedlungsstätten der westslawischen Ranen auf der Insel. Ab dem 8. Jahrhundert entwickelte sich in Ralswiek dank seiner zentralen und strategisch günstigen Lage der größte Seehandelsplatz der Ranen.
Wie weit in alle Welt ihre Handelsverbindungen geknüpft waren, bezeugt der vergrabene „Dirham-Schatz“, den man 1973 bei Ausgrabungen in Ralswiek entdeckte. Es handelt sich um einen 2,75 kg schweren Fund von etwa 2200 Silbermünzen und Münzbruch vornehmlich aus dem Orient. Die arabischen Dirhams und persischen Drachmen wurden zw. 459 und 847 geprägt – ein Indiz für weit reichende Handelsbeziehungen bereits zu dieser Zeit. Teile des Schatzes sind im Kulturhistorischen Museum der Hansestadt Stralsund ausgestellt.
Peter Herfert entdeckte Hügelgräber, und weitere archäologische Funde aus der Zeit der Wikinger zeugen davon: Ralswiek muss ein großer Handelsplatz gewesen sein! Das belegen unter anderem Zipfelhenkelgefäße aus der Umgebung von Stockholm, Specksteingefäß aus Südwestnorwegen und eine gotländische Spange mit Drachenköpfen – alles Funde in dieser frühstädtischen Siedlung.
Archäologisch wertvoll war auch die Entdeckung eines Wracks, das im Jahr 1967 ausgegraben wurde. Es war das bis dahin am besten erhaltene slawische Schiff aus dem 9./10. Jahrhundert.
Bis 1980 folgten drei weitere Wrackfunde von Eichenbooten mit einer Länge von 14 Metern und einer Breite von 3,40 Metern. Auch sie stammten aus dem 9. Jahrhundert.
Wie kommt Ralswiek zu seinem Namen?
Der Ortsname „Ralswiik“ ist 1311 erstmals urkundlich erwähnt. Die Bedeutung des Namens ist umstritten, er könnte von einem slawischen Personennamen oder von dem dänischen Wort ral (Kies) herzuleiten sein. Die Endung wiek ist eine typisch nordische Bezeichnung für Orte, die an einer Bucht liegen oder einen Hafen haben.
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